In Stefan Zweigs virtuos erzählter „Schachnovelle“ wird genau dieser Frage nachgegangen. Dr. B., die Hauptfigur, erlebt während der Gestapo-Verhöre die Isolationshaft. Zufällig kann er ein Buch, das die 150 Schach-Meisterpartien enthält, entwenden. Das Schachspiel hilft ihm, seinen Sinn zu schärfen und die Verhöre besser zu ertragen, stürzt ihn jedoch in Folge in einen psychischen Zusammenbruch.
Regisseurin Mechthild Harnischmacher inszeniert das Prosastück als Einaktermonolog und Klassenzimmertheater. Julian Tzschentko haucht dem Dr. B. Leben ein, der das Klassenzimmer betritt, sich zu erinnern beginnt und seine Geschichte erzählt. Schließlich taucht er selbst in die Erzählung ein und das Publikum erfährt auf beklemmende Weise die psychischen Folgen von Isolationshaft.
Die 8. Klassen des BRG Kremszeile durften am 10. November 2022 unter der Organisation von Prof. Köllersberger dieser Inszenierung vom Landestheater St. Pölten im MZR der Schule folgen. Die Nachbesprechung verlief besonders außergewöhnlich, da die Regisseurin selbst anwesend war und gemeinsam mit dem Schauspieler Rede und Anwort stellte. Da sowohl Fotograf als auch Journalistin dabei waren, durften sogar 4 Schüler:innen ihre Kommentare in O-Ton übermitteln. Besonders beeindruckend wurde die schauspielerische Leistung von Julian Tzschentko empfunden. Durch die zeitlosen Themen, wie Isolation, Trauma, Sucht, wirkt das Stück auch heute noch aktuell.
– Mag. Daniela Köllersberger