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1. März 2022

Über den Wert freier Software

Nicht erst die COVID-Krise oder politische Unwägbarkeiten haben uns vor Augen geführt, dass globale Abhängigkeiten rasch zum Problem werden können. FFP2-Masken, die zu Beginn nur aus China importiert werden konnten, fehlende Computer-Chips, die ganze Industriezweige lahmgelegen oder Geheimdienste, die illegal und ohne unser Wissen auf unsere Daten zugreifen.

Während Linux mittlerweile das dominierende Betriebssystem bei Smartphones, Servern, in der Cloud, bei Internet of Things oder bei Super-Computern ist, fristet es am Desktop ein Nischendasein. Zahlreiche Vorurteile und Lobbying durch Microsoft führen dazu, dass Linux in diesem Bereich nur schwer in die Gänge kommt.

Dabei zeigt nicht erst eine Studie der Europäischen Kommission den Wert freier Software für die Gesellschaft sowie für die Produktivität und Wertschöpfung in Europa auf – auch etliche Regierungschefinnen fordern öffentlich: „Europa muss seine digitale Souveränität stärken“

Während Österreich im Dornröschen-Schlaf schlummert, nimmt Deutschland in der Frage der digitalen Souveränität Fahrt auf. Der Bund und neun Länder hatten Anfang November in einer Absichtserklärung den Plan verkündet, mit einem „souveränen Arbeitsplatz“ die Abhängigkeit von Microsoft zu reduzieren. Das Bundesland Schleswig-Holstein geht einen Schritt weiter und stellt alle Rechner von Verwaltung und Schulen bis 2026 auf Linux und LibreOffice um! Dass die deutsche Datenschutzkommission den Einsatz von MS-Teams an Schulen untersagt hat, sei hier der Vollständigkeit auch notiert.

Wir am BRG Kremszeile gelten seit über 10 Jahren österreichweit als Vorreiter im schulischen Einsatz freier Open-Source-Software und beweisen, dass mit diesem Modell volle Funktionalität sowie erhöhte Sicherheit bei gleichzeitig deutlich geringerer Wartung möglich ist. Während beim oft kritisierten Drogendealer-Modell Schülerinnen und Schüler an später kostenpflichtige Produkte frühzeitig gebunden werden, bieten wir an unserer Schule ausschließlich Software-Lösungen, die auch nach Ablauf der Schullaufbahn den Usern kostenlos und legal zur Verfügung stehen.

Neben digitaler Souveränität ist uns insbesondere die Nachhaltigkeit ein Anliegen! Nachhaltigkeit bedeutet, dass öffentliche Gelder in das Gemeinwohl und nicht in profit-orientierte US-Konzerne investiert wird – siehe public money, public code.
Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, Hardware so lange als möglich zu nutzen. Aus dieser Überlegung haben wir uns im Rahmen der Geräteinitiative für (verglichen mit Neugeräten besser ausgestatteten) refurbished Laptops entschieden.

Abschließend noch einmal zurück zu COVID: Wäre die Stop-Corona-App als Open-Source-Projekt entwickelt worden, hätte man ein transparentes Werkzeug zum Contact-Tracing in der Hand gehabt. So wurde durch das Closed Source Prinzip (Black Box) Vertrauen zerstört, das nicht mehr zurück gewonnen werden konnte. In diesem Zusammenhang sollte man auch immer bedenken, dass wir selbst kostenlose Dienste von Microsoft, Google & Co. mit unseren Daten bezahlen, die im Hintergrund illegeal ohne unserem Wissen gesammelt und gegen Geld an Dritte verkauft werden.

So wie monopolähnliche Abhängigkeiten auf dem Energiesektor, etwa bei Öl und Gas, negativ für unser Land sind, so gilt es auch im Bildungsbereich Abhängigkeiten von Software-Monopolen durch den bewussten Einsatz freier Open Source Software zu vermeiden.
Aus diesen und vielen weiteren Überlegungen stellen wir uns der Verantwortung, Ihrem Kind den Zugang zu freier Bildung zu ermöglichen! Bildung ist keine Ware sondern ein hohes Gut!